Meine Krankenhauserlebnisse


Die ersten zwei Monate hier habe ich mehr mit Tabletten schlucken verbracht als mit unterrichten. Alles begann harmlos als ich Mitte September den ersten Malaria Test gemacht habe, da es mir nicht so gut ging. Der war aber negativ und in den nächsten zwei Wochen ging es mir auch erstmal besser. Dann wurde es aber erneut schlechter und ich habe vorsichtshalber wieder einen Test gemacht, der diesmal positiv war. Malaria…! Das hört sich schon ziemlich krass an, aber man muss dazu sagen, dass das hier eine ganz normale Krankheit ist und deshalb keine große Sache daraus gemacht wird. Die Ärzte wussten direkt was zu tun ist und ich habe mich im Krankenhaus gut aufgehoben gefühlt. Die nächsten Tage habe ich dann hauptsächlich in meinem Zimmer zum auskurieren verbracht. Nach einer Woche habe ich noch einen Malaria Test zur Kontrolle gemacht – der war zum Glück negativ!
Nach ein paar Tagen ging es mir wieder einigermaßen besser und ich bin ein weiteres mal nach Accra gefahren um mich um mein Visum zu kümmern. Außerdem habe ich dort eine andere Freiwillige besucht und habe ein paar Tage mit ihr verbracht. Ich habe die Schule besucht, in der sie arbeitet und musste feststellen, dass dort alles ziemlich anders abläuft als bei uns. Die Schule war zum einen viel größer und dadurch um einiges organisierter. Die 4 jährigen Kinder konnten teilweise besser Englisch sprechen als die 10 jährigen bei uns. Nachdem wir noch einen Nachmittag am Strand waren und in einem Supermarkt waren, in dem man fast alles bekommen konnte, was es in einem deutschen Supermarkt auch gibt, bin ich mit einer Art „Kulturschock" ins Dorf zurückgekehrt.
Ich musste erstmal verarbeiten, wie krass die Unterschiede zwischen Stadt und Land bzw. In diesem Fall zwischen Accra und den Dörfern hier in der Gegend sind. Es hat sich so angefühlt als wären das zwei verschiedene Welten. Accra ist in einigen Teilen so modern, aber von dieser Modernisierung kommt in den Dörfern nur sehr wenig bzw sehr langsam etwas an. Wobei das ja eigentlich ganz normal ist, dass sich Städte schneller entwickeln als Dörfer. Außerdem ist es schön zu sehen, dass bestimmte Traditionen in den Dörfern erhalten bleiben.
Nachdem ich diese neuen Eindrücke und Gedanken am Wochenende verarbeiten konnte, konnte ich Montag endlich in der Schule loslegen. Dachte ich… Denn als es so weit war, habe ich mich auf einmal wieder sehr schlapp gefühlt. Vorsichtshalber bin ich also Dienstag nochmal ins Krankenhaus gegangen. Was für jemanden in Deutschland vielleicht krass klingt, dass man direkt ins Krankenhaus geht, ist hier allerdings ganz normal. Denn so etwas wie Hausärzte habe ich hier noch nicht gesehen. Auf dem Weg ins Krankenhaus hat mir die Sekretärin von LoszuGhana geraten mich auch auf Typhus testen zu lassen, als ich ihr von meinen Symptomen erzählt habe. Veronika, die andere Freiwillige im Kinderdorf, und ich habe zuerst Witze darüber gemacht, dass es ja viel interessanter wäre, wenn ich Typhus hätte statt nochmal Malaria oder nur eine Grippe. Trotzdem habe ich es nicht wirklich für möglich gehalten, dass ich tatsächlich Typhus habe, da ich ja dagegen geimpft bin (später hat sich herausgestellt, dass nur ein 60%iger Impfschutz besteht). Als der Test dann aber positiv war, wusste ich erst nicht was ich davon halten soll nun schon wieder eine so ernste Krankheit zu haben. Insgesamt habe ich die Sache allerdings mit Humor genommen, anders wäre die Situation wahrscheinlich nicht auszuhalten gewesen. Neben ganz vielen Tabletten habe ich auch noch eine Spritze und ein paar Infusionen bekommen, mit denen ich den ganzen Nachmittag am Tropf lag. In den nächsten Tagen habe ich mich ausgeruht und habe akzeptiert, dass es wohl einfach nicht sein sollte, dass ich von Anfang an in der Schule unterrichte und direkt im Projekt loslegen kann. Der Kontrolltest nach einer Woche war zum Glück negativ und es ging mir von Tag zu Tag besser.
Um mich nochmal ein paar Tage richtig zu erholen, bin ich mit Veronika übers Wochenende an den
wunderschönen Lake Bosumtwi gefahren. Dort haben wir die unfassbar schöne Landschaft und sehr
leckeres Essen genossen. Neben einem zweistündigen Ausritt direkt am See und durch die
umliegenden Dörfer haben wir auch die traditionellen Fischerboote ausprobiert. Da es verboten ist,
im See mit Booten zu Fischen, benutzen die Fischer hier schmale Holzbretter und paddeln mit
Händen und Füßen. Der See ist vor knapp anderthalb Millionen Jahren durch einen
Meteoriteneinschlag entstanden und ist somit einer von sechs Kraterseen weltweit. Für die meisten
Ashanti, die Bewohner der Ashanti-Region, ist der See heilig und beheimatet eine ihrer wichtigsten
Gottheiten. Da dieser Gott kein Eisen mögen soll, war es lange verboten, eisenhaltige Gegenstände in
den See zu tauchen. Dadurch ist diese traditionelle Fischertechnik entstanden. Es ist allerdings
schwieriger als es aussieht, nicht von dem Brettern runterzufallen. Ich bin kläglich gescheitert, aber
eine tolle Erfahrung war es trotzdem.
Am nächsten Montag konnte ich dann endlich in der Schule starten - und diesmal wirklich!
Um zum Schluss alle Sorgen zu beruhigen: Jetzt geht es mir wieder gut und ich habe alle Krankheiten
überstanden!