In den letzten Monaten ist viel passiert. Nach jedem kleinen Ereignis wollte ich eigentlich einen kurzen Artikel schreiben, aber da bin ich irgendwie nie zu gekommen. Deshalb jetzt ein langer
Artikel über viele freudige Ereignisse.
Meinen letzten Artikel habe ich Ende Dezember hochgeladen. Da waren gerade Weihnachtsferien. Bevor ich aber in der Schule wieder loslegen konnte, kam erstmal das Zwischenseminar. Es war schön die
meisten nach so kurzer Zeit wiederzusehen und die Freiwilligen der anderen Organisation kennenzulernen. Neben vielen spannenden und lehrreichen Einheiten hat mir vor allem der Austausch mit den
anderen gefallen und Kraft und neue Ideen gegeben. Es hat mir gezeigt, dass ich nicht die einzige bin, bei der nicht immer alles so glatt läuft, aber auch, dass mein Projekt eigentlich sehr toll
ist und ich trotz vieler Zweifel sehr zufrieden damit sein kann. Am interessantesten fand ich den Besuch in der Cape Coast Castle. Es war erdrückend dort zu stehen, wo so viele Menschen gestorben
sind und unter unwürdigen Bedingungen in ein Leben unter unwürdigen Behandlungen verschifft wurden. Außerdem fand ich es erschreckend, wie wenig ich bisher über dieses Thema wusste und deshalb
umso wichtiger mehr darüber zu erfahren und darüber zu sprechen. Neben diesem krassen Erlebnis hatte ich aber eine tolle Zeit mit den anderen Freiwilligen und insgesamt hat mir das Seminar sehr
gut gefallen, auch wenn es etwas länger hätte sein können.
Reading Club
Nachdem ich in meinen letzten Artikeln immer viel darüber geredet habe und in den Weihnachtsferien viel dafür vorbereitet habe, konnte im Januar endlich der Reading Club starten. Nach einem
Gespräch mit dem Schulleiter haben wir dreimal die Woche 1 ½ Stunden für den Reading Club bekommen. Alleine wäre es echt schwierig geworden, alle SchülerInnen unterzubekommen, aber es sind Anfang
Januar zwei neue Freiwillige gekommen, mit denen ich das Projekt angehen konnte und dadurch die fast 50 Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse unterbringen konnte. Eine Woche später ging
es dann los. Wir haben die Kinder insgesamt in vier Gruppen aufgeteilt , sodass möglichst niemand über oder unterfordert wird. Anfangs war es wieder einmal sehr schwierig für mich alleine vor
einer Klasse zu stehen. Da ich die Kinder ja schon etwas besser kenne, haben wir uns so aufgeteilt, dass ich die jeweils schwächere Gruppe alleine übernehme und die anderen beiden die stärkere
Gruppe zusammen. Da habe ich mir mal wieder zu viel vorgenommen, denn in der schwächeren Gruppe waren erstens mehr und zweitens die frecheren Kinder. Nach ein paar Stunden haben wir dann
beschlossen, dass wir bei den Jüngeren die Gruppen tauschen, denn in der stärkeren Gruppe sind die eher weniger frechen Kinder. In der ersten Stunde dort hatte ich diese Gruppe allerdings auch
nicht unter Kontrolle und ich musste mir eingestehen, dass es wohl an mir liegt. Kathi und Selina, die anderen beiden Freiwilligen, die beide in meinem Alter sind, sind auch ein paar Dinge
aufgefallen, warum die Kinder nicht unbedingt auf mich hören. Etwa dass, obwohl ich bisher dachte, dass ich eine strenge Stimme und einen strengen Blick draufhabe, immernoch recht nett aussehe.
Auch wenn es zuerst nicht so toll gewesen ist zu erfahren, war es trotzdem sehr gut das zu hören, denn mir selber wäre das wahrscheinlich nie aufgefallen. Also habe ich die beiden nach Tipps
gefragt, wie ich es besser machen könnte. Als ich versucht habe einige davon anzuwenden, hatte ich die Kinder tatsächlich besser unter Kontrolle. Auch wenn ich lieber nett zu den Kindern wäre,
muss ich wohl am Anfang streng sein, damit sie überhaupt Respekt vor mir haben. Von diesem Zeitpunkt an lief es auch immer besser. Natürlich waren zwischendurch immer ein paar Stunden dabei, die
nicht so gut liefen, aber das ist ja auch normal und ich kann nur daraus lernen.
Insgesamt macht es aber viel Spaß und es ist immer schön kleine Fortschritte bei den Schülern zu sehen, auch wenn sich einige noch sehr schwertun. Die größte Schwierigkeit ist, in der älteren
Gruppe alle unter einen Hut zu bekommen, da einige schon etwas besser lesen können und andere
noch mit den Lauten der Buchstaben, die wir gelernt haben, durcheinanderkommen. Aber ich bin mir sicher, dass ich mit der Zeit auch das in den Griff bekomme, denn meine Motivation ist sehr groß.
Außerdem ist es toll endlich eine feste Aufgabe gefunden zu haben.
Bücher für die neue Library
Um für den Reading Club ein paar Bücher zu kaufen, bin ich an einem Samstag nach Kumasi gefahren, weil ich dort zuvor schon sehr gute Bücher in der Kumasi City Mall gefunden habe. Da ich morgens
sehr früh losgefahren bin, hatte die Mall aber noch geschlossen als ich dort ankam. Andere Buchläden, die die Bücher verkaufen, die ich brauchte, kenne ich in der Umgebung nicht. Deshalb war mein
nächster Anhaltspunkt, den Verlag, der die Bücher publiziert, zu kontaktieren. Von dem wusste ich, dass der in Kumasi ist. Ich dachte, dass es dort sicher noch mehr Auswahl gibt. Nachdem bei
meinem ersten Anruf niemand rangegangen ist, wurde ich zum Glück schnell zurückgerufen und der Mann am Telefon hat mir bzw. dem Taxifahrer den Weg erklärt. Zuerst war niemand da, aber ich wurde
zu einem anderen Mann gebracht, der mir gesagt hat, dass die samstags eigentlich zu haben. Trotzdem hat er mich in sein Büro geführt, dass voller Bücherkartons war. Der Autor höchstpersönlich hat
mir einige kleine Lesebücher mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen gezeigt. Ich war schon vollkommen zufrieden, weil ich 4-5 passende Bücher gefunden hatte. Mehr wollte ich sowieso nicht. Er hat
mich dann aber noch genauer nach meiner Tätigkeit gefragt und als ich ihm gesagt habe, dass ich in einer Grundschule in einem Dorf einen Reading Club mache, hat er gesagt, dass er gerne Bücher an
Dörfer spendet. Nachdem ich ihm also die Anzahl der Schüler aufgeschrieben habe, hat er ein paar Bücher rausgelegt, was schonmal viel mehr war, als ich mir von diesem Besuch erhofft hatte. Ich
hätte gedacht, dass er mir maximal für jedes Kind ein Buch gibt, aber da lag ich falsch. Ich konnte mein Glück kaum fassen, als die Stapel immer größer wurden und neben einfachen Lesebüchern auch
Unterrichtsbücher für den Englischunterricht dazukamen. Ich war total überwältigt! Wieder im Village haben wir die Spende dann gezählt: 18 verschiedene Bücher und insgesamt über 230 Bücher! Das
war einfach nur krass. Ich kann es immernoch kaum fassen, so viel Großzügigkeit erlebt zu haben. Mr. Bethel, der Leiter vom Kinderdorf, war auch total begeistert. Wie wir am besten vorgehen,
damit die Bücher möglichst lange halten und viele Kinder etwas davon haben, müssen wir noch überlegen. Es ist immer wieder unglaublich, dass es meistens ganz anders kommt, als man denkt. Und
dieses Erlebnis zeigt sehr gut, dass das manchmal viel besser ist.
Mit so vielen neuen Büchern hatten wir auch endlich einen guten Grund die Library zu eröffnen. In dem dafür vorgesehenen Raum haben bis vor kurzem die Jungs geschlafen, die hier arbeiten. Sie
sind aber nun in ein anderes Zimmer gezogen. Anschließend haben wir den Raum aufgeräumt und mit den Regalen, die Veronika und ich vor ein paar Monaten gestrichen haben, und den neuen sowie alten
Büchern eingeräumt. LoszuGhana hat schon einige Plakate und ein Whiteboard besorgt, mit denen der Raum schon weiter gestaltet werden konnte. In den nächsten Wochen wollen wir damit weitermachen,
damit eine schöne Atmosphäre zum Lernen und Spielen geschaffen wird. Den Kinder aus dem Kinderdorf gefällt die neue Bibliothek schon sehr gut und wir freuen uns darauf, wenn bald auch die Kinder
aus den umliegenden Dörfern zum Lesen hierher kommen können.
Neue Kinder
Ich glaube schon in meinem ersten Blogartikel habe ich davon gesprochen, dass bald neue Kinder kommen sollten. Nun, da monatelang nichts daraus geworden ist, habe ich eigentlich mit dem Thema
abgeschlossen. Aber wie es immer so ist, wenn man nicht mehr damit rechnet, passiert es. Das war Mitte März der Fall. Nach langer Zeit sind die Zwillinge George Junior und George Senior ins
Kinderdorf zurückgekehrt. Die beiden haben bis vor den Sommerferien 2018 einige Jahre im LoszuGhana Children´s Village gelebt. Diesmal haben sie ihre drei kleineren Brüder und ihre Mutter
mitgebracht. Sie ist für das Projekt „Backen lernen“ hier und die Jungs gehen alle in Adwampong zur Schule. Es ist wirklich toll, dass die sechs jetzt da sind. So kommt viel mehr Leben ins Dorf!
Die Straße
In meinem letzten Artikel habe ich davon berichtet, welche Probleme die kaputte Straße mit sich bringt. Diese Probleme hat auch die Regierung vor Ort erkannt und angekündigt, dass die Straße neu
gemacht werden soll. Da hier das meiste sonst auch erst nach einer langen Weile passiert, habe ich nicht damit gerechnet, dass ich das noch passieren wird, solange ich hier bin. Aber da habe ich
falsch gedacht. Wenige Wochen nach der Ankündigung der Regierung haben die Straßenarbeiten tatsächlich begonnen. Zuerst wurde die Straße ungefähr doppelt so breit gemacht und alle Bäume die am
Straßenrand standen wurden weggerissen. Das sieht wirklich nicht schön aus, aber das ist ja kein dauerhafter Zustand und solange die Leute nicht mehr unter den schlechten Straßenbedingungen
leiden müssen, ist es gut. Nun haben sie angefangen betonierte Straßengräben am Straßenrand zu bauen, damit das Wasser vernünftig ablaufen kann und nicht wieder so viele Schäden anrichten kann,
wie in den letzten Monaten. Und der Höhepunkt: Sobald das fertig ist, soll die Straße asphaltiert werden! Ich bin gespannt, ob ich das noch sehen werde, aber auf jeden Fall freue ich mich, dass
das Problem jetzt in Angriff genommen wird.
Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten