Vier Monate in Ghana - Geburtstag und Weihnachten

Jetzt bin ich schon 4 Monate in Ghana, die Zeit verfliegt. Besonders die letzten paar Wochen sind sehr schnell vergangen, weil ich eine Menge zu tun hatte.
Nachdem ich meine ganzen Krankheiten gut überstanden hatte, konnte ich endlich richtig anfangen in der Schule zu arbeiten. Wobei der richtige Unterricht auch nur noch für 2 Wochen war und die Kinder dann Exams geschrieben haben. Aus diesem Grund haben der Schulleiter und ich besprochen, dass ich in diesem Term keinen Französischunterricht mehr geben werde und mich für die letzten Wochen auf den ICT Unterricht konzentrieren kann. Da war ich sehr froh drüber. Im nächsten Term, der Mitte Januar anfängt, wollen wir dann nochmal sehen, wie es weitergeht und ich kann wahrscheinlich einen Lese-Club machen. Wie das alles genau ablaufen soll, steht noch nicht fest, aber das wird sich schon finden.
Mein Mentor ist selbst ICT Lehrer an einer Senior High School (das ghanaische Pendant zur Oberstufe) und konnte mir so den Lehrplan für den Computerunterricht in Grundschulen besorgen und möchte sich auch darum kümmern, dass ich im nächsten Term auch Unterrichtsmaterialien bekomme. Das ist wirklich hilfreich, da ich vorher eigentlich gar nicht richtig wusste, was genau ich den Kindern überhaupt beibringen soll.
Also habe ich ein paar Unterrichtsstunden vorbereitet und habe mich durch die Vorbereitung auch vor der Klasse sicherer gefühlt. Von Stunde zu Stunde habe ich auch besser erkannt, was die SchülerInnen schon können und wo noch Nachholbedarf herrscht . Leider war die verbleibende Zeit in diesem Term zu kurz, als dass ich langfristig planen könnte. .
Da die Exams anstanden, haben mich die Lehrer gefragt ob ich diese abtippen könnte, damit wir die ausdrucken können. Damit hatte ich neben dem ICT Unterricht alle Hände voll zu tun. Als die Exams dann geschrieben wurden habe ich hauptsächlich zugeguckt und ein bisschen beim Korrigieren geholfen. Viel mehr war dann in der Schule auch nicht los. Aber das ist in Deutschland vor den Ferien ja nicht anders.
Da war ich auch nicht böse drum, denn es stand ein weiteres großes Ereignis bevor: mein Geburtstag. Und zwar der erste den ich ohne meine Familie und Freunde zu Hause verbringen würde. Ich habe vorher die Leute im Village gefragt, wie Geburtstage so in Ghana gefeiert werden. Mir wurde gesagt, dass ich Essen für meine Gäste vorbereiten könnte und ein paar Leckereien besorgen könnte. Eigentlich gar nicht so anders wie zu Hause. Ich bin also auf den Markt gefahren um die nötigen Sachen zu besorgen.
Mein Geburtstag hat mit einem Telefonat mit meinen Eltern gestartet. Das war wirklich schön, denn so hat sich die Entfernung die zwischen uns ist gar nicht so groß angefühlt. Als ich aufgestanden bin, war ich ein bisschen überwältigt, denn Veronika hat das Dorf mit Luftballons und einer Girlande geschmückt. Das hat mich total gefreut! Nach dem Frühstück hat Ma Esi angefangen einen Kuchen für mich zu backen. Zwar keine Schokotorte, die ich sonst immer bekomme, aber super lieb war es trotzdem. Ich habe die Lehrer aus der Schule für nachmittags eingeladen, aber meine ersten Überraschungsgäste standen schon vor dem Mittagessen auf der Matte. Ein paar Kinder aus der Schule sind gekommen! Ich war wieder einmal überwältigt und wusste erst nicht, was ich mit ihnen machen sollte. Zum Glück hatte ich genug Süßigkeiten und eine große Flasche Cola gekauft, die ich dann unter den Kindern verteilt habe. Am Nachmittag haben wir viel getanzt und gelacht und im Laufe der Zeit kamen immer mehr Kinder. Auch wenn ich nicht mit ihnen gerechnet habe und zwischendurch mit der Situation überfordert war, hatten wir viel Spaß zusammen. Am meisten hat allen das „Stopptanz-Spielen" gefallen. Nachdem die Kinder nach Hause gegangen sind, gab es dann das Essen das die Mütter vorbereitet hatten. Nach einem Geburtstagsständchen und lieben Worten habe ich nach ghanaischer Tradition einen Eimer Wasser über den Kopf bekommen. Bei diesen Temperaturen war das überhaupt nicht schlimm. Den Abend haben wir dann mit noch mehr Tanzen und Lachen ausklingen lassen. Insgesamt war es ein wirklich schöner Tag!
Zwei Tage später haben wir Veronikas Abschied gefeiert. Nach 3 Monaten im LoszuGhana Children's Village ging es für sie wieder nach Hause.
Da ich noch meinen Reisepass mit der Aufenthaltsgenehmigung in Accra abholen musste und Veronika und ich noch ein paar Tage gemeinsam verbringen wollten, habe ich einen Kurztrip durch drei ghanaische Städte gemacht. Erst ein halber Tag Kumasi, dann zwei Tage Accra und zwei Tage Cape Coast.
In den Hostels in Kumasi und Accra habe ich einige sehr interessante Bekanntschaften gemacht. Es war wirklich spannend zu erfahren, woher die ganzen Leute kamen und aus welchen Gründen sie in Ghana waren.
Im Immigration Service hat diesmal alles erstaunlich schnell geklappt. Nach 10 Minuten konnte ich mit meinem Reisepass in der Tasche wieder gehen. Jetzt muss ich mich die nächsten 8 Monate immerhin nicht mehr um mein Visum kümmern.
Ich habe mir das Zentrum von Accra ein bisschen angesehen und bin zum Makola Market gegangen. Dort habe ich mir zwei neue Fabrics gekauft. So werden die Stoffe hier genannt, aus denen man sich Kleider schneidern lassen kann. Meine ersten zwei Kleidungsstücke habe ich Anfang Dezember machen lassen. Ein Kleid für meinen Geburtstag und einen Rock.
Am nächsten Tag ging es dann im mehr oder weniger gemütlichen Trotro nach Cape Coast. Dort habe ich im Oasis Beach Resort, das direkt am Strand ist, geschlafen. Die frische Meeresluft habe ich als Küstenkind wirklich genossen. Generell hat mir Cape Coast auf Anhieb gut gefallen. Ich kann nicht mal sagen, woran das genau lag, wahrscheinlich weil es nach der ganzen Hektik in Accra vergleichsweise ruhig war. Sonntags bin ich mit Veronika und zwei anderen Deutschen in den Kakum Nationalpark gegangen. Die Hauptattraktion ist der „Canopy Walk". Acht Hängebrücken über die man laufen kann und den Wald von oben sehen kann. Das war eine echt wacklige Angelegenheit, aber für die Aussicht hat es sich echt gelohnt! Anschließend haben wir noch eine kurze Führung durcj den Wald bekommen. Es war sehr interessant, was unser Guide über die verschiedenen Bäume erzählt hat und wofür sie alles genutzt werden können.
Nach einer letzten gemeinsamen Shoppingtour mit Veronika, um die letzten Weihnachtsgeschenke zu besorgen, hieß es schließlich auch für mich Abschied nehmen. Ich werde sie auf jeden Fall vermissen, da wir in dieser Zeit sehr viel gemeinsam erlebt haben. Anschließend bin ich zurück ins Kinderdorf gefahren.
Dort waren die nächsten Tage sehr schwer für mich. Nach so vielen neuen Eindrücken viel es mir nicht leicht wieder anzukommen. Außerdem hatte ich das Gefühl nach diesem ersten Drittel meiner Zeit in Ghana, immer noch nicht meinen Platz hier gefunden zu haben. Zusammen mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest hat mich das sehr fertig gemacht und das Heimweh hat ordentlich am mir genagt. Das alles lag natürlich zum einen an den Krankheiten, die mich völlig aus der Bahn geworfen haben und zum anderen glaube ich an der Fülle an Möglichkeiten hier im Kinderdorf. Es gibt so viele verschiedene Aufgaben, die ich machen könnte, dass es schwerfällt sich da zu entscheiden. Zumal es einfach nicht möglich ist alles zu machen. Das musste mir erst noch einmal klar werden. Außerdem war gerade das der Grund, warum ich dieses Projekt ausgesucht habe. Weil es eben nicht „nur" eine Aufgabe gibt, sondern so viele verschiedene. Ich hoffe, dass ich im neuem Jahr eine Aufgabe finde, die zu mir passt und in die ich meine Energie stecken kann. Nach einigen Telefonaten mit meinen Eltern ist mir auch klar geworden, dass das nichts schlimmes ist und ich in den letzten 4 Monaten trotzdem eine Menge erlebt habe.
Wie schon geschrieben, ist die andere schwierige Sache im Moment Weihnachten. Genau wie meinen Geburtstag habe ich das noch nie so weit weg von zu Hause gefeiert. Ich hatte aber die Möglichkeit ein bisschen „German Christmas" hier zu feiern. Dafür habe ich Kartoffeln und Erbsen und Möhren aus der Dose gekauft. In einem Supermarkt habe ich sogar Spekulatius gefunden! Da hab ich mich vielleicht gefreut.
Am 24. Sind noch ein paar andere Kinder gekommen, die vorher auch im Kinderdorf gewohnt haben, um Weihnachten mit uns zu feiern. Abends habe ich dann mein deutsches Essen zubereitet und alle haben eine kleine Portion zum probieren bekommen. Einige fanden es sehr lecker, wohingegen andere es gar nicht mochten. Mir hat es auf jeden Fall geschmeckt und es war ein kleiner Trost am Heiligabend immerhin ein kleines Weihnachtsessen zu haben. Anschließend haben wir uns alle ums Lagerfeuer versammelt. Damit ich wenigstens eine Tradition von zu Hause beibehalte, habe ich ein paar Weihnachtslieder auf meiner Klarinette gespielt. Danach habe ich Spekulatius verteilt und es gab ein Feuerwerk. Zum Schluss gab es natürlich noch Bescherung und ich habe die Geschenke, die Veronika und ich besorgt haben, verteilt. Da haben sich alle gefreut und dadurch war ich auch glücklich. Da hier Weihnachten ja eigentlich erst am 25. Dezember gefeiert wird, sind alle recht früh ins Bett gegangen.
Am nächsten Morgen haben die Mütter früh angefangen das Weihnachtsessen vorzubereiten. Dafür wurde extra ein Schaf geschlachtet. Das Zubereiten des Essens hat sich über den ganzen Vormittag gezogen und alle haben mitgeholfen. Die Mütter haben sich um das Fufu und die Suppe gekümmert und die Jungs um das Schaf, das anschließend in die Suppe gekommen ist. Mittags haben dann alle zusammen das „Christmas Fufu" genossen. Anschließend gab es Bescherung Nummer 2. Nachdem wir alle eine Weile zusammen saßen und wie immer viel getanzt haben, haben die Kinder ihre Geschenke bekommen. Faustina, die Tochter einer Plegemutter beendet im März ihre Schneiderinnen Ausbildung. Sie hat für alle Dorfbewohnr schöne Weihnachtskleidung genäht, die die Kinder dann als Geschenk bekommen haben. Dazu gab es noch Kekse und leckere Getränke und Mr. Bethel hat Luftballons verteilt. Danach hat sich alles langsam aufgelöst und die Mütter haben weiter das Essen für den nächsten Tag vorbereitet.
Da sind wir alle zusammen an den Lake Bosumtwi gefahren. Darauf haben sich alle besonders gefreut und für diesen Ausflug hatten alle ihre schicken Weihnachtskleider an. Auch ich habe mir von Faustina noch ein Kleid dafür nähen lassen. Die Kinder haben auf der Fahrt dorthin die ganze Zeit gesungen, sodass super gute Stimmung aufkam. Mit dieser Stimmung ging es am See weiter. Nachdem alle das Wasser in Augenschein genommen haben und ein paar Bilder gemacht wurden, haben sich alle umgezogen um „schwimmen" zu gehen. Da Weihnachten für die meisten der einzige Zeitpunkt ist, an dem sie an den See gehen und sonst auch nicht die Möglichkeit dazu haben, können aber weder die Erwachsenen noch Kinder richtig schwimmen. Das ist ja auch völlig verständlich. Wozu auch, wenn man es nicht braucht? Also war es mehr ein gemeinsames rumplanschen mit einigen lustigen Wasserschlachten. Das hat wirklich Spaß gemacht! Nach leckerem Essen und noch mehr rumplanschen, ging es nach einem wirklich tollen Tag zurück ins Kinderdorf.
Auch wenn ich an Weihnachten meine Familie ziemlich doll vermisst habe, war es eine spannende Erfahrung Weihnachten mal anders zu feiern. Insgesamt hatte ich doch sehr schöne Feiertage.
Drei Tage später war ich auf die Hochzeit der Tochter von einer der Mütter im Kinderdorf eingeladen. Es war sehr schön ihre Familie kennenzulernen, weil sie sozusagen meine „Ghana-Mama" ist. Die Hochzeit war eine sehr interessante Erfahrung. Einige Sachen waren recht ähnlich wie in Deutschland und andere natürlich ganz anders. Es ist aber zu schwer in Worte zu fassen.
Die Tage um den Jahreswechsel verbringe ich mit ein paar anderen Freiwilligen vom VNB in einem Strandhaus in Accra. Hier ist es wirklich schön und nach den aufregenden letzten Wochen tut einfach nur Urlaub echt gut.
Wenn ich in ein paar Tagen zurück ins Kinderdorf gehe, möchte ich mich auf den kommenden Term vorbereiten und Ideen sammeln, was ich so mit den Kindern oder generell im Kinderdorf machen kann. Bevor die Schule dann für mich wieder losgeht haben wir aber noch unser Zwischenseminar. Da bin ich schon sehe gespannt drauf!
Jetzt habe ich glaube ich die meisten Erlebnisse der letzten Wochen zusammengefasst. Abschließend wünsche ich allen meinen Bloglesern einen guten Start ins neue Jahr!!